Programmvorschläge

Die weibliche Note

Clara Schumann (1819-1896)
Mazurka g-moll, Notturno F-Dur, Mazurka G-Dur aus »Soirées musicales« op. 6
Scherzo c-moll
Variationen op. 20
Fanny Mendelssohn (1805-1847)
Januar und Februar aus »Das Jahr«
Nocturne g-moll
Il Saltarello romano a-moll
Louise Farrenc (1804-1875)
Air russe – Rondoletto und Variationen g-moll

Die These, wonach das schöne Geschlecht zwar zu allerlei kreativen Dingen, nicht aber zum Komponieren fähig sei, wird seit den Zeiten der Klosterfrau Hildegard immer wieder mit allem Nachdruck widerlegt. Ob Barbara Strozzi oder Sofia Gubaidulina, Cecil de Chaminade oder Grazyna Bacewicz …

Konstanze Eickhorst engagiert sich seit vielen Jahren insbesondere für die Musik der drei hier versammelten Komponistinnen aus der Zeit der Romantik: Da ist zunächst Fanny Mendelssohn (1805-1847), die Schwester und künstlerische Beraterin eines berühmten Bruders, die zwar Noten schreiben, wegen familiärer Anordnung aber mit ihren Schöpfungen kaum einmal an die Öffentlichkeit treten durfte, obwohl sie – nicht nur als eigentliche Erfinderin der »Lieder ohne Worte« – ausgesprochen hörenswerte Werke hinterlassen hat wie beispielsweise den Zyklus Das Jahr, aus dem Konstanze Eickhorst unter anderem die beiden ersten Monate spielt.

Dann Clara Schumann (1819-1896), die Tochter des despotischen Klavierlehrers Friedrich Wieck, die nach früher kompositorische Betätigung ihre eigenen Schaffensimpulse zurückstellte, um sich vornehmlich der Musik ihres Ehemannes zu widmen – was sie freilich nicht davon abhielt, gelegentlich mit bemerkenswerten Stücken wie den Variationen über ein Thema von Robert Schumann herauszukommen, die bei aller Kraft der Inspiration eine wohltuend weibliche Note verraten.

Und endlich die Französin Louise Farrenc (1804-1875), die im Laufe ihres Lebens eine kompositorische Statur annahm, an der selbst die selbstgefälligsten Herren nicht vorübergehen konnten, ohne den chapeau zu lüften: Von der großen Symphonik bis zu virtuosen »Handstücken« nach der Art der Russischen Variationen op. 17, von beeindruckenden Kammermusiken bis zu eingängigen Paraphrasen erstreckt sich ihr Œuvre, das eine nicht unwesentliche Facette in der französischen Musik des 19. Jahrhunderts darstellt und allein hinreichte, die eingangs angedeutete These ad absurdum zu führen.

Aktueller Konzerttermin:
15. März 2021, Krakau (PL) // verschoben auf 2022

Szene mit Freunden am Bach

Johann Sebastian Bach Chromatische Fantasie und Fuge
Clara Schumann Soirées musicales op. 6
Felix Mendelssohn Variations sérieuses
***
Clara Schumann Variationen über ein Thema von Robert Schumann op. 20
Johannes Brahms Klaviersonate C-Dur op. 1

Szene mit Freunden am Bach: Das wäre wohl die treffendste Überschrift für dieses beziehungsreiche Programm, in dem sich um die thematische Zentralfigur Clara Schumann nicht nur der verehrte Kollege aus Leipziger Tagen, Felix Mendelssohn, sowie der ewige, mehr als kollegiale Verehrer Johannes Brahms geschmackvoll gruppieren, sondern auch – durch die sieben Variationen über ein Thema von Robert Schumann op. 20 – der Ehemann und durch Johann Sebastian Bachs Chromatische Fantasie und Fuge das überragende Vorbild aller hier versammelten Künstler zugegen ist. Daß das Opus 1 des jungen Brahms als unverkennbare Hommage an Ludwig van Beethoven das zweite Ideal der Freunde beschwört, verleiht der Werkfolge schließlich den allerletzten Zusammenhalt.

»C-Dur • c-Moll«

Joseph Haydn Sonata XVI:50

Franz Schubert Impromptus für Klavier op. 90 D 899

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Ludwig van Beethoven Klaviersonate Nr. 8 c-Moll op. 13 Pathétique

Ludwig van Beethoven Klaviersonate Nr. 32 c-Moll op. 111

Kaum mehr als dreißig Jahre trennen die vier Werke, die Konstanze Eickhorst unter dem Motto »C-Dur • c-Moll« für dieses Programm zusammengestellt hat. Der gemeinsame Zentraltron ist freilich nur eines der Elemente, die diese Welt der sogenannten Wiener Klassiker zusammenhält: Joseph Haydn, 1795 eben von seinem zweiten Londoner Triumphzug heimgekehrt, experimentiert in seiner letzten Klaviersonate mit den jüngsten Errungenschaften des Instrumentenbaus, ohne dessen Fortschritte Ludwig van Beethoven zwei Jahre später seine quasi symphonische Pathétique nicht hätte riskieren und Franz Schubert zum Ende eines kurzen Lebens die farblichen Ausdruckswerte seiner Sonaten und Impromptus nicht hätte erreichen können. Nur für den ertaubten »Titanen« gab es am Schluß keine Grenzen mehr: In seiner äußeren Abgeschlossenheit konnten Saiten bersten und Tasten klemmen – was er hörte, kam aus Regionen, in denen auch die letzten mechanischen Bedingungen abgestreift sind.